„Weshalb ich Ricarda Oertel als Lektorin so außerordentlich schätze!

Vorbemerkung:

Bei der Aufzählung von Eigenschaften, die hervorragende AutorInnen ausmachen, ist Kritikfähigkeit sicherlich nicht die erste, die einem spontan einfällt, dennoch ist sie essentiell wichtig: Es gibt so gut wie keinen Text, der durch ein sorgfältiges Lektorat nicht noch an Format gewinnen kann.

Das stelle ich aus beiden Positionen heraus fest: Ich bin Autorin und Lektorin.

Kritik ist ein neutrales Wort, das leider selten so empfunden, sondern meist gleich mit negativer Kritik assoziiert wird – das gilt insonderheit für Lektorate, die kritische Auseinandersetzung mit einem künstlerischen Produkt.

Wenn man einen Text zur Veröffentlichung vorsieht, hat man sein Bestes gegeben – das sollte man jedenfalls – und ist vom eigenen Produkt überzeugt. Und auch das ist sehr wichtig. Überzeugt darf man sein, Unbelehrbarkeit und Selbstherrlichkeit hingegen sind fehl am Platz, wenn es um das Lektoriertwerden geht.

Man muss sich vom eigenen Werk auch wieder distanzieren können, um es mit den Augen anderer sehen zu können. LektorInnen sind „Erstleser“, ein Korrektiv, das, der eigentlichen Leserschaft vorangestellt, der Qualitätssicherung dient.

Das alles macht ein Lektorat zu einer sensiblen Angelegenheit, die im Idealfall auf einer absolut objektiven Ebene angesiedelt ist.

Auch Ricarda Oertel ist beides: Autorin und Lektorin.

Deshalb zeigt sie nicht nur die Schwachpunkte von Texten auf, sondern hebt, geflissentlich abwägend, auch immer deren literarische Stärken hervor. Dabei weiß sie ihre Kritik nicht nur stets inhaltlich zu begründen, sondern auch sachlich zu formulieren. Bei ihr zielt alles auf die literarische Qualität des lektorierten Textes ab, nie etwas auf persönlicher Ebene auf dessen UrheberIn.

Besonders feinfühlig ist Ricarda, wenn es darum geht, die persönliche Stimme von AutorInnen herauszulesen und zu fördern. Hierzu sind allein LektorInnen in der Lage, die sich wiederum selbst von ihrem rein subjektiven Geschmack distanzieren können und nicht (unbewusst) versuchen, anderen AutorInnen den eigenen Stil aufzupfropfen.

Ricarda beherrscht diese Distanz meisterlich, was jedes Lektorat von ihr zu einer spannenden und lohnenden Zusammenarbeit gemacht hat, bei der sie sich immer als kongeniale „Geburtshelferin“ erwies. Deshalb empfehle ich Ricarda ausdrücklich allen SchriftstellerInnen, die nicht allein nach Veröffentlichungen streben, sondern vor allem auch nach literarischer Weiterentwicklung.“ (Cornelia Anken, http://www.cornelia-anken.de)

Referenzen